Broadway
Bruchsal
Montage, Lightworks
Regie Dominik Wessely und Marcus
Vetter, Produktion zerofilm Thomas Kufus, Doku-Soap,
5 x 30 Min.,
SWR 2001, Grimme-Preis 2002
"Broadway Bruchsal" handelt vom Lebens-
und Arbeitsalltag an einer Provinzbühne. Im unterhaltsamen
Format einer Doku-Soap wird mit leichter Hand dargestellt, was der
Schauspiel-Alltag abseits des Glanzes der großen Bühnen
bedeutet. Theater wird so höchst lebendig. Hintergründig
und auch ironisch werden zentrale Motive - wie die mühselige
Vermarktung der Aufführungen - gemischt mit Schilderungen über
den Frust, den Ärger und die Isolierung, die vor allem junge
Schauspieler im Traumberuf erleben. Nie demonstrativ, sondern eher
beiläufig erfahren wir, dass die Bretter, die für viele
die Welt bedeuten, aus Disziplin, Ausdauer und knappsten Finanzen
gezimmert sind. An sich selbst glauben, ohne in allzu viele Illusionen
zu verfallen, nicht gleich aufgeben, wenn es einmal nicht klappt,
Neues lernen und sich dabei auch einmal quälen müssen:
All dies vermittelt sich durchs gezielte Hinschauen beim Arbeitsalltag
der kleinen Badischen Landesbühne. Das alles ist Realismus
(auch mit Augenzwinkern), bei dem die Schauspieler natürlich
vor der Kamera nicht ganz das Schauspielern vergessen, bis in kleine
Geschichten von Liebe und Intrige im Ensemble. Immer im Hintergrund
und manchmal bis zur Schmerzgrenze von der lebendig-genauen Kamera
eingefangen: die Mühsal, einem kühlen Publikum überhaupt
etwas von der Lust am Theater mitzuteilen. Egal, ob mit Schiller-Klassik,
einem peppigen Jugendstück oder einer unterhaltsamen Schlagerparade.
In dieser exzellenten Form ist das zeitweilig überstrapazierte
Format Doku-Soap zukunfts- und ausbaufähig. Bildungs- und Kultureinrichtungen
werden in "Broadway Bruchsal" noch einen speziellen Mehrwert
sehen: eine so unterschwellige wie lebensnahe Berufsberatung über
einen kulturellen Sektor, bei dem Attraktion und Desillusion so
nahe beieinander liegen.
(Adolf Grimme Institut)
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